Übersicht
Autoren
Jahreszeit
Texte
Wir über uns
Gästebuch
Startseite
Unserpolitischer
Stammtisch

Martin Ripp

 

Humorvolle,
hintergründige
Stammtischgeschichten
von
Martin Ripp

mit Themen von Jan-Nov.2002:

 

1a) Die K-Frage

2a) Copy-Kuddel

weiter zum Stammtisch 1


     
 
Erste Stammtischgeschichten
mit Themen
von Jan.- Nov. 2002
 

1a) Die K.-Frage

Januar 2002

Pünktlich um elf saßen sie wieder vor ihrem Bier am sonntäglichen Stammtisch. Zur Erinnerung: Ralf, der pensionierte Postbeamte, Walter, der Exportkaufmann im Vorruhestand und Kuddel, der ehemalige Schauermann.
"Na, wat seggt ji to Sven Hannawald?" fragte Kuddel in die Runde.
"Wer ist schon Sven Hannawald?" antwortete Ralf. "Was sagt ihr denn zu Stoiber? Endlich ist die K.-Frage geklärt! Wochenlang geisterte sie durch die Medien, immer an erster Stelle, und immer geheimnisvoll abgekürzt, kein Mensch weiß, warum!"
"Und wat hett dat mit Stoiber to don?" fragte Kuddel.
"Na Stoiber hat doch jetzt gewonnen!" sagte Ralf unwirsch.
"Ne, Hannawald!" widersprach Kuddel. Ick heff dat doch verfolgt! He is de beste Fleger aller Tieden. De Bild-Zeitung nennt em sogor 'Hanni-Air'!"
Walter lachte. "Kuddel, du sprichst von der Vier-Schanzen-Tournee und Ralf von der K.-Frage!"
"K.-Frage?" Kuddel schmunzelte. "Kaffee, Kakao oder Kinder?"
"Tu nicht so naiv!" sagte Ralf. "Du weißt genau, daß Angela Merkel aus dem Rennen ist."
"Wieso is de schwanger?"
"Aber Kuddel, sie hat Stoiber jetzt das Feld überlassen, weil ihm mehr zugetraut wird. Er will den Atom-Ausstieg und die Ökosteuer rückgängig machen, das Betriebsverfassungsgesetz ändern und die Arbeitslosenzahl auf ein Viertel senken."
"Und die Deutsche Mark wieder einführen!" ergänzte Walter lachend.
"De is jo noch radikoler as Kohl!" sagte Kuddel. "De Dicke wullt de Arbeitslosen halbeern un Stoiber veerteilen."
"Ich finde das gar nicht so komisch!" schaltete Walter sich jetzt in das Gespräch ein. "Jetzt wird energisch vorgegangen gegen Drogendealer, Schwarzarbeiter, Sozialhilfe-Erschleicher und nicht zuletzt gegen Terroristen. Wir müssen ja froh sein, daß die Amerikaner nach dem
11. September Harburg nicht bombardiert haben!"
"Sehr richtig!" stimmte Ralf zu. "Jetzt haben wir einen bayerischen Polizeipräsidenten, bekommen zwanzig Polizisten aus München, und es fehlt nur noch ein Bayerischer Kanzler!"
"Mi is dat schietegool!" sagte Kuddel. "Hauptsook miene Rente is pünktlich op'n Konto!För Politik heff ik mi nie intresseert!"
"Du kriegst ja auch nichts mit", sagte Walter. "Wenn du immer nur bei RTL glotzt."
"Dat mut ick jo!" entschuldigte sich Kuddel. "Miene Ollsch is ganz verrückt no Günner Jauch. Bis to de Fiefhunnertmark- oder jetzt heet dat jo Fiefhunnerteuro-Froog kann ick immer noch ganz goot mithollen. Bertha is immer ganz begeistert, hett jetzt richtig wedder Respekt för mi, weil ick soveel weet! Ick gläuv, se will mi dor als Kandidoot anmellen."
"Ja, da kannst du ohne weiteres mithalten!" erwiderte Ralf. "Da war neulich eine Frau, die hatte ungefähr dein Niveau. Die Frage lautete 'Wer erhielt 1912 den Nobelpreis?' In den vier Auswahlfeldern ABCD leuchteten auf: Oberst, Leutnant, Hauptmann, General. Die Frau überlegte einen Augenblick und sagte dann zögernd: 'Von Hauptmann habe ich schon etwas gehört, aber die anderen Herren kenne ich nicht!"
Kuddel lachte."Siehste, sitzt selbst för de RTL-Glotze! - Aber de Froog weer doch einfach! Ick heff sofort to Bertha seggt, dat is Hauptmann, de mit de Relativitätstheorie!"

     

 

2a) Copy-Kuddel

Februar 02

Pünktlich um elf saßen sie wieder vor ihrem Bier am sonntäglichen Stammtisch. Zur Erinnerung: Ralf, der pensonierte Postbeamte, Walter, der Exportkaufmann im Vorruhestand und Kuddel, der ehemalige Schauermann.
Der hatte sich schon die Skatkarten vom Wirt geben lassen und war ungeduldig am Mischen. "Warum hast du das so eilig?" fragte Ralf ihn.
"Gibt es nichts zu diskutieren? Nichts Interessantes aus den Schlagzeilen?"
Kuddel zuckte mit den Schultern und sagte zögernd: "Stoiber und Merkel hebbt jo noch mol richtig von'n Ledder trocken. Aber de Karnevalstied is jo jetzt vorbie und de Kandidotenfroog wär jo all klärt."

"Ja, die K-Frage ist erledigt", antwortete Ralf. "Jetzt gibt es die V-Frage!"
"Wat is dat denn schon wedder?"
Ralf lachte. "Na, du hast doch von dem mißglückten Verbotsantrag für die NPD gehört. Man weiß nicht genau, wieviel V-Männer in Führungs-Funktionen eingeschleust wurden."
"Immer disse Kürzel!" erboste sich Kuddel. "Segg doch glieks Verbindungsmänner!"
"Nein, das 'V' steht für Vertrauensmänner!" berichtigte Ralf ihn.
"Vertrauensmänner?" fragte Kuddel ungläubig. "Dor kenn ick ok enen, de wär Vertrauensmann in mien ehemoligen Kai- und Hobenbetrieb. De harr goden Kontakt zum Betriebsroot und to de Gewerkschaft."
Ralf lachte. "Diese Männer haben Kontakt zum Verfassungsschutz!"
Jetzt schaltete sich Walter, der bisher nur schmunzelnd zugehört hatte, in das Gespräch ein. "Skandalös ist, daß verfassungsfeindliche Reden einiger NPD-Funktionäre von Mitarbeitern des Verfassungsschutzes geschrieben wurden. Es wird gesagt, die NPD sei eine vom Verfassungsschutz gesteuerte Organisation."
"Wenn dat so is", resümierte Kuddel, "dann mutt man jo nich de NPD, man mutt den Verfassungsschutz verbeden!"
Sie lachten. Das Thema war vom Tisch.

Nachdem Walter die zweite Runde Bier geordert hatte, fragte er: "Was haltet ihr denn von 'CC' oder auch Copycat, der ersten geklonten Katze?"
"Gar nichts!" antwortete Ralf. "Weil das erst der Anfang ist! Im März will ein US-Mediziner mit dem Klonen von Menschen beginnen."
"Ja, eine schreckliche Vorstellung!" bestätigte Walter. Selbst wenn man unterstellt, daß nur hochintelligente, hochbegabte Menschen geklont werden, also eine neue Elite gezüchtet wird, denn niemand wird daran interessiert sein, einen Mörder zu klonen!"
"Mi is dat schietegool, Hauptsook---"
"Deine Rente ist pünktlich auf dem Konto!" unterbrach Walter ihn. " Das haben wir schon gehört. Ist dir Geld wirklich so wichtig?"
"Ji hebbt goot reden!" entrüstete sich Kuddel. "Hebbt beide Dividende und Zinserträge, Ralf sogor noch Mietinnohmen ut siene Inliegerwohnung. Ick heff nur miene lütte Rente und grood Rücklogen for Bertha ihre und miene Beerdigung. Aber weil wie keene Kinner hebbt, mookt wie dat anonym."

"Aber bevor das so weit ist, hinterläßt du uns ein Hautpartikel
oder ein Haar", bat Walter lachend. "Denn von uns dreien bist du der einzige, der es wert ist, geklont zu werden."
"Wieso dat?"
"Ist doch klar!" Ralf übernahm für Walter die Beantwortung.
"Damit die plattdeutsche Sprache nicht ausstirbt!"
"Dat mutt ick noher glieks Bertha vertellen!" sagte Kuddel belustigt.
"Und en Nomen hebb ick ok al. 'CK'. Wedder en Kürzel. Nun kiekt ji dumm ut de Wäsche! Is doch kloor: De heet 'Copy-Kuddel'!"

     
zum Stammtisch 1
zum Stammtisch 2
zum Stammtisch 3
 
nach oben
zum Stammtisch 4
     
Übersicht
Autoren
Jahreszeit
Texte
Wir über uns
Gästebuch
Startseite