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Stammtisch 4

Auf dieser Website werden unter anderm auch 'Hemera-Bilder' der MEDIA-Verlagsgesellschaft verwendet. "Copyright (c) 20__ Gertrud Everding. Alle Rechte vorbehalten."

 

 

Humorvolle,
hintergründige
Stammtischgeschichten
von
Martin Ripp

von Nr.19 - ?

19. Der neue Titel

20. Die Mottenkiste September 2005

21. Patt 2005

22. Große Koalition 2006

23. Euphorie

24. Geld stinkt nicht 2007

25. Mindestlöhne und frisches Blut 2007

26. Slingerkurs 2008

27. De Füüertoorn 2008

28. Zwei Hoffnungsträger

29. Der Weg aus der Krise

30. Politik is Schiet 2009

31. Vergnögte Wiehnachten 2010

32. Sturz und Auferstehung 2012

33. Stammtisch-Experten 2012

34. Die Richtungswahl 2012

35. De Stammtisch ünnersökt de Bundsdag-Wahl

 

 

zurück zum Stammtisch 1

zurück zum Stammtisch 2

zurück zum Stammtisch 3

 

 
19.Geschichte
Der neue Titel


Nach einigen Wochen Zwangspause - der Eigentümer hatte die Gaststätte gründlich überholen lassen – saßen sie jetzt wieder an ihrem Stammtisch.
Die Einrichtung war moderner geworden. Das sonst so vertraute Gemisch von abgestandenem Bier und Zigarettenqualm hing nicht mehr in der Luft. Alles wirkte sehr steril und roch unangenehm nach Renovierung. Aber der Pächter und Wirt war ihnen geblieben. Kuddel wünschte ihm gute Geschäfte und ergänzte lachend: „Charly, de Luft is noch so dröög hier in´ne Stuuv!“
Der Wirt grinste. „Jo, Kuddel, ik weet Bescheed!“Gleich danach kam eine Gratisrunde Bier und Korn, und Ralf und Walter stießen mit Kuddel auf dessen Geistesblitz an.
„Das neue Jahr beginnt ja erfreulich “, sagte Ralf und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund. „Aber nicht deswegen! - Bis heute sind weit über 300 Millionen private Spenden für die Flutopfer eingegangen. 59 Prozent der über 55-jährigen haben für die Katastrophenregion gespendet.“
„Uns Generatschoon hett jo sülvst noog dörchmaakt“, bestätigte Kuddel. „Wi hebbt uns weekes Hart beholen!“
„Dagegen hören sich 500 Millionen, die die Bundesregierung zugesagt hat, bescheiden an“, meinte Walter. „Dabei wissen sie noch nicht einmal, wie das finanziert werden kann.“
„Woso, dat is doch eenfach – vun´n Verteidigungsetat!“ antwortete Kuddel bestimmt. „Wo veel köst een Eurofighter oder eenPanzer? Un dorvun en poor weniger – wokeen markt dat?“

„Richtig!“ bestätigte Ralf. „Außerdem haben wir doch gar keine Gegner mehr, geschweige denn Feinde! Europa ist vereint. Amerika bleibt weiterhin Super- und Schutzmacht, und Schröder und Putin sind sogar befreundet. Die sollten die Bundeswehr man nur noch als Katastrophenschutz unterhalten. Es gibt doch nur noch Religions- und Wirtschaftskriege, und die kann man mit einer Armee nicht beenden!“
Kuddel lächelte. „Uns Ralf mal wedder as Philosoph un Pazifist! Aver wo he Recht hett, hett he Recht!“
Die kriegen die Summe schon irgendwie zusammen!“ beruhigte Walter. „Die Neuverschuldung ist seltsamer Weise um 3 Milliarden niedriger als geschätzt. Statt 43 nur noch 40 Milliarden. Ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk für unsere Enkelkinder!“

„Aber“ – Ralf hob die Hand –„ freut euch nicht zu früh für eure Enkel! Ich habe gelesen, die Bundesbank hat 2004 keine Gewinne erwirtschaftet. Finanzminister Eichel hat aber 2 Milliarden Gewinn geschätzt und diese Summe im Haushalt berücksichtigt. Wenn Walter als Leiter der Finanzen solche Luftbuchungen vorgenommen hätte, wäre er von seiner Firma dreikantig gefeuert und wegen Bilanzfälschung angeklagt worden!“

Damit war der Ball wieder bei Walter, der zustimmend nickte. „Dafür sind aber 900 Millionen zusätzlich in die Staatskasse gekommen. Man nennt es Steueramnestie.
In Wirklichkeit ist es der Ablaß für Steuerbetrüger! Für 900 Millionen wurden Milliarden an Schwarzgeld auf legalem Wege weiß gewaschen.
Hans Eichel als Meister Propper! Und dabei hat er sich auch hier wieder verschätzt. Er hatte mit Einnahmen von 5 Milliarden gerechnet.
Doch die meisten Ehrenmänner, davon viele geschützt durch ein Ehrenwort, behielten die Nummernkonten im Ausland und kamen mit ihren wertvollen Koffern nicht aus der Deckung!“

Kuddel hatte dem Dialog schmunzelnd zugehört und bemerkte sarkastisch: „Ik weet gor nich, worüm Eichel ümmer noch den Titel 'Finanzminister' hett?!
Meister Propper is `ne gode Idee, aver veel beter weer doch 'Verschätzminister'!“


20.Geschichte
Die Mottenkiste


Pünktlich um elf Uhr saß das Trio wieder am Stammtisch. Nachdem sie einander mit dem ersten Bier zugeprostet hatten, begann Walter wortlos mit dem Kartenmischen.
„Nu tööv mal!“ bremste Kuddel ihn. To´n Skatspelen is noch noog Tiet! Oder hest du gar nix to vertellen?“
„Es lohnt eigentlich nicht!“ antwortete Walter. „’Münte’ holt jetzt die Wahlkampfparolen aus der Mottenkiste und der ‚Genosse der Bosse’ unterstützt ihn, weil der SPD das Wasser bis zum Halse steht!“
Ralf lachte. „Wie sprichst du despektierlich vom SPD-Vorsitzenden und vom Kanzler?!“
Hier ist doch was faul?„Weil sie ihre Glaubwürdigkeit verloren haben!“ antwortete Walter wütend. "Alles nur Populismus, um das Ruder in Nordrhein-Westfalen noch einmal herumzureißen! Jetzt auf einmal greift Müntefering den Deutsche-Bank-Chef Ackermann an. Warum hat er das nicht schon vor Monaten getan? Und dann noch seine polemische Kapitalismus-Kritik!“

„Woso, de Kritik mutt doch sien!“ entgegnete Kuddel. "De wüllt eene Rendite vun 25 Perzent un staats ehr Grips intosetten üm een annern Kurs intoslaan, fallt jem blots in, noch mehr Lüüd ruttosmieten. Oder se drauhen mit Utwannern un setten dat Personal ünner Druck. Dat is Kapitalismus in slimmster Wies!“
„Einiges mag ja berechtigt sein“, lenkte Walter ein. „Aber der Zeitpunkt fünf Wochen vor der Wahl und die miesen Umfragewerte deuten eher auf pure Verzweiflung!“
„Ich habe mich auch darüber gewundert“, schaltete Ralf sich jetzt ernsthaft ein. „Der SPD-Vorsitzende hätte nur mal das Lexikon aufschlagen müssen. Da steht unter anderem:

‚Das treibende Motiv des Wirtschaftens im Kapitalismus ist das Streben nach möglichst hohem Gewinn.’ Heute sagen sie dazu ’Gewinnmaximierung’!“
„De hebben aver ok Verantwoorden för ehr Lüüd, un dat hebben se vergeten!“ konterte Kuddel. "Ut luter Geldgier gahn se över Lieken!“
„Die verallgemeinern und übertreiben bewusst!“ sagte Ralf. „Weil man damit bis zur Wahl vom größten Problem der Regierung, der hohen Arbeitslosigkeit, ablenken kann. Dabei wäre die Lösung so einfach! Sie brauchte nur den ‚Drei-Punkte-Plan’ des Volkswirtschaftsprofessors Thomas Straubhaar vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut umzusetzen:

1. Das Kündigungsrecht müsste vereinfacht werden.

2. Die Lohnnebenkosten müssten durch eine Mehrwertsteuererhöhung gesenkt werden.

3. Die Löhne müssten frei ausgehandelt werden können.

Das sind seine drei Schritte gegen Arbeitslosigkeit.“
„Das habe ich irgendwo und irgendwann schon gehört“, sagte Walter. „Das riecht ebenso nach Mottenkiste!“
Kuddel nickte zustimmend. „De Professor heet Straubhaar? Mi strüvt sik de Haar, wenn ik sowat hör! He will ja nich blots de Tarife rünnerhebben, de will ogenschienlich sogar de Gewerkschaften afschapen. – De is ja noch slimmer as Ackermann un all Kapitalisten tosamen!“

   

21.Geschichte
Patt

Kuddel und Walter waren überrascht, dass der Wirt ihnen zu den Bieren drei Gläser Schnaps servierte. Ralf lachte verschmitzt. „Dreier-Koalition.- So hätte ich sie gerne gehabt!“
Kuddel schnüffelte an seinem Glas, verzog das Gesicht und sagte verächtlich: „Utrekent ‚Jamaika’, dat ‚Rumverschnitt’- Bündnis!“ Trotzdem prostete er ihnen zu.
„Mit Verschnitt hast du ganz recht!“ erwiderte Walter. „Wo sie alle von Schnittmengen sprechen. Dabei gibt es nur eine große Gemeinsamkeit und die verbirgt sich hinter dem Wort 'Macht’!“
„Aber die große Koalition kann es doch auch nicht sein!“ antwortete Ralf enttäuscht, da seine Wunschkonstellation noch nicht mal am Stammtisch Anklang fand.
„Warum nicht?“ fragte Walter. „Die Wähler haben nun mal so entschieden! Nun müssen die Politiker sich bewegen. Unser Land hat riesige Probleme. Frau Merkel will doch Deutschland dienen. Dann soll sie doch ihre Kandidatur zurückziehen und den Weg frei machen für einen anderen Kandidaten!“
„Jo!“ bestätigte Kuddel. „De Kanzler kann doch bloots Schröder heten! Root/Root/Gröön hebben över eenunföfftig Perzent!“
„Das stimmt nicht!“ protestierte Ralf. „Die Linken wollen Schröder nicht unterstützen und die SPD will mit der Linkspartei auch nicht zusammenarbeiten. Zwei Fahnenflüchtige an der Spitze. Der eine hat die PDS-Wähler hinter sich, die am liebsten die Mauer wieder hätten, und der andere ist der ‚Robin Hood’ der Unzufriedenen und Arbeitslosen!“
„Richtig!“ bekräftigte Walter.„Die Linken musst du außen vor lassen. Und dadurch ist das Patt entstanden, wodurch keiner der beiden Kandidaten sich bewegen kann!“
Ralf lachte. „Ja, der Schröder klebt an seinem Sitz.
Patt ist ja die erste Silbe von ‚Patt-ex’!“
Selbst Kuddel musste schmunzeln. „Teuv man af! Bi de Nawahl in Dresden warrt de Direktkandidat vun de SPD dörchkamen un wenn se noch de hööchsten Tweetstimmen kregen, denn hett de Union im Bundestag bloots een Mandat mehr.“

„Oh!“ rief Ralf. “Dann möchte ich den Kanzler mal erleben! Wer ihn in der ‚Berliner Runde’ am Wahlabend gesehen hat, wird wohl etwas ernüchtert sein. Das war ja ‚Champagner’-Laune! Das unerwartet schlechte Abschneiden der Union wurde als Sieg gefeiert. Immer wieder wurde betont, dass man von ganz unten, von lediglich vierundzwanzig Prozent Zustimmung kam und jetzt diese Aufholjagd um zehn Punkte. Ich hatte das Gefühl, er wäre gerne von vierzehn Prozent ausgegangen, dann wäre die Arroganz noch größer gewesen!“
„Das war doch aber wirklich sensationell!“ räumte Walter ein. „Und da dieser Zuwachs allein Schröders engagiertem Wahlkampf zugeschrieben wird, darf er sich daran schon mal berauschen! Die FDP, die als dritte Kraft mitregieren möchte, hat es insgesamt nur auf zehn Prozent gebracht!“
„De Kanzler hett dat gor nich mehr nödig!“ entgegnete Kuddel ganz ruhig. „Dat warrt de CDU-Ministerpräsidenten al besorgen. De luern foorts as Heckschütten. Un an de Spitz steiht Roland Koch! Bertha un ik hebben utmakt, wokeen vun uns verleert, mutt een Eten utgeven.
Se is ja för Angela, hett al een beten triumphiert un verseukt mi to övertügen. Gistern wull ik ehr argern un sää: ‚De Koch scharpt al dat Metz!’
Aver Bertha hett glövt, Schröder un ik harrn opgeven, dacht natürlich foorts an dat Eten, un antert: ‚In wat för en Restaurant? Wedder de smucke Kock bi´n Italiener?’“

September 2005

   

22. Geschichte
Große Koalition


Nach dem ersten Bier mischte Kuddel wortlos die Karten.
„Nanu!“ wunderte Ralf sich. „Hast du das aber eilig mit dem Skatspielen. Gibt es nichts zu diskutieren?“
Kuddel schüttelte den Kopf. „Söven Maanden grote Koalischion – un hest du al wat hört ut Berlin?“
„Na ja, die wollen die Gesundheitsreform jetzt angehen und Franz Müntefering hat das Renteneintrittsalter mit 67 angekündigt.“
„Münte’ hett mi enttäuscht. Ik heff dat noch in´n Ohr: ‚Frau Merkel kann es nicht! Wir müsssen dafür kämpfen, dass Gerhard Schröder Kanzler bleibt!’ – Geiht dat üm de persönliche Karriere, is dat allens Snee vun gistern! In´n Wahlstriet afslagen, övernimmt he nu den CDU-Vörslag Rente mit 67. Un denn hett he noch seggt: ‚Wer Frau Merkel in seinen Reihen hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.’- Dat is ene Patzigkeit un tügt vun slechten Charakter! Nu is he sogor Stellvertreder un de Spott fallt op em sülvst torüch!“

„Aber irgendwann muß ja gegengesteuert werden!“ schaltete Walter sich jetzt in das Gespräch ein. „Eines unserer größten Probleme ist doch, dass der sogenannte Generationenvertrag nicht mehr aufgeht. Es kommt zuwenig Nachwuchs und die Alten werden zu alt!“
„Un wo schall dat gahn?“
„Den ersten Schritt hat Ursula von der Leyen ja bereits angekündigt: Sie will die ‚Pille’ verbieten lassen, damit wieder mehr Kinder geboren werden. Die Gesundheitsreform kommt auch voran. Die Ärzte bekommen dreißig Prozent mehr, ohne dass die Beiträge erhöht werden müssen. Und damit die Geburten- sich der Sterberate allmählich wieder angleicht, soll die vierteljährliche Praxisgebühr von zehn auf fünfzig Euro erhöht werden, damit die Leute nicht bei jedem Schnupfen zum Arzt rennen. Die Menschen, die ernsthaft krank sind und die fünfzig Euro nicht aufbringen können, haben Pech gehabt. Das hilft dann aber, das statistische Sterbealter wieder zu senken!“

Ralf verzog das Gesicht wegen Walters Zynismus. Kuddel überlegte einen kurzen Moment und meinte: „Wi möten op de Straat gahn as in Frankreich. Dor hebben se ok en Gesetz kippt!“
„Das ist eine gute Idee!“ lobte Ralf. „Ich würde sofort mitgehen und gegen die hohen Benzinpreise demonstrieren.“
„Dat brukst du nich!“ widersprach Kuddel. „Maak dat wi ik. Ik heff mien Wagen verköpt. Un noch en goden Pries bekamen. Bald schall de Sprit een Euro föfftig kosten, denn bliffst du op diene ole Koor sitten.“
„Denn seid Ihr ja jetzt ziemlich unbeweglich!“ stellte Ralf fest.
„Nee! Bi slechten Wedder geiht dat mit de Bahn oder mit` Bus. Bi goden Wedder mit`Fohrrad. Ik heff uns en Tandem köfft. Dat is so en beten as bi de groote Koalischion twischen Kanzlerin Merkel un Vize Müntefering. Ik sitt vörn as Stüermann un Bertha achtern un mutt bannig pedden!“

April 2006

     

23. Euphorie

„Weer dat en Speel!“ Kuddel war noch immer begeistert. „De Sweden könen enen binah Leed doon!“ Er hatte die erste Runde Bier spendiert und Ralf und Walter prosteten ihm zu. „Alter Schwede! kann man da nur sagen.“
Walter lächelte spöttisch. „Auf den kommenden Weltmeister Deutschland! Laß die Euphorie ruhig noch bis zum 9. Juli anhalten, dann kann die Regierung auch noch die große Gesundheitsreform beschließen, ohne dass jemand merkt, wie teuer das alles wird!“
„Das ist unfair!“ sagte Ralf zu Walter. „Du trinkst auf Kuddels Kosten und verdirbst ihm die Stimmung!“
Kuddel winkte beschwichtigend ab. „Mi kann keener de Luun verdarven!“
„Mir auch nicht!“ pflichtete Ralf ihm bei. „Klinsmann hat Mut bewiesen, als er sagte: ‚Aus im Viertelfinale wäre eine Katastrophe!’ Damit setzt er nicht nur seine Mannschaft, sondern auch sich unter Druck. Wenn sie das nicht schaffen, wird er seinen Job los.“

Walter reagierte wieder mit seinem spöttischen Lächeln. „Was ist denn daran mutig, wenn ein Millionär seine Stellung aufs Spiel setzt?! Das ist doch alles gewollt, um die Stimmung noch mehr anzuheizen. Besser konnte es für die große Koalition gar nicht kommen! Selbst Kuddel, sonst ein guter und kritischer Beobachter, hat nicht mitbekommen, dass der Haushalt 2006 mühelos verabschiedet wurde!“
„Nu maak aver mal enen Punkt!“ protestierte Kuddel. „Ik heff dat al mitkregen! 38,2 Milliarden niege Schullen.“
„Ist das alles, was von dir kommt? Regt dich das nicht auf? Das ist die höchste Verschuldung seit Bestehen der Bundesrepublik!“
Ralf lachte. „Kuddel regt sich erst wieder auf, wenn Deutschland im Finale spielt. Aber Walter hat ja recht. Politik und negative Nachrichten sind während der Weltmeisterschaft aus den Schlagzeilen verschwunden.“

„Hast du denn mitbekommen, was die Allianz angekündigt hat?“ fragte Walter.
„Selbstverständlich! Aber dafür muß man Verständnis haben. Das ist im Zuge der Globalisierung unumgänglich!“
„Die Entlassung von 5000 Mitarbeitern bei der Allianz und 2500 bei der Dresdner Bank hältst du für gerechtfertigt?“ entrüstete sich Walter. „Und das bei 4,4 Milliarden Gewinn! Jede andere Firma wäre stolz, wenn sie das als Umsatz erreichen könnte. Hier handelt es sich aber um 4,4 Milliarden Gewinn! Ich wiederhole das, weil dir das wahrscheinlich nicht klar ist!“
„Du willst mir doch nicht ernsthaft unterstellen, dass ich den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn nicht kenne!“ entgegnete Ralf etwas verärgert. „Die Allianz hat hohe Kosten und außerdem sind große Marktanteile verloren gegangen. Auch bei der Tochtergesellschaft, der ‚Beraterbank’“ – und jetzt lachend – „die haben wohl zu viele falsch beraten!“

Walter ließ sich nicht überzeugen. „Marktanteile verloren – und seltsamerweise noch immer der größte Deutsche Versicherungskonzern!“
„Du musst das international sehen!“ antwortete Ralf. „Die Börse sieht das auch positiv. Der Kurs stieg über zwei Prozent. Ich wollte meine Aktien schon verkaufen.“
„Aha! Daher weht der Wind!“ sagte Walter ironisch. „Kuddel, hast du das gehört? Unser Gewerkschaftskollege Ralf hat seine Gesinnung über Bord geworfen und stimmt wegen seiner paar ‚Pupsaktien’ für die Kapitalisten!“
Kuddel zögerte einen Augenblick und antwortete: „Ik söök jüst dat plattdüütsche Woort för pervers! Aver ik will mi hüüt nich strieden un vergeet dat ok bet to`n nahsten Sünndag, wenn Düütschland gegen Argentinien winnt! –
Nu mal wat anner. Ik will jo wat wiesen. Kummt mal mit rut vör de Döör!“ Sie erhoben sich, bestellten im Vorbeigehen an der Theke noch ein Bier und gingen nach draußen. Ralf und Walter mussten herzhaft lachen. Das Streitgespräch war sofort vergessen. Im Fahrradständer hatten sie Kuddels Tandem entdeckt. Vom ersten Sattel bis zum Hinterrad war an jeder Seite eine Deutschlandflagge gespannt.

 

     

24. Geld stinkt nicht

Nach einigen Wochen Pause traf sich das Trio wieder am sonntäglichen Stammtisch.
Walter war von der ‚Reha’ zurückgekommen und musste erstmals über sein Befinden berichten. Nachdem sie auf seine Genesung angestoßen hatten, sagte Ralf: „Rüttgers` Vorschlag über die Verlängerung des Arbeitslosengeldes I für ältere Arbeitslose ist ja auf dem CDU-Parteitag angenommen worden.“
„Ich habe die Diskussion darüber nicht so genau verfolgt“, antwortete Walter. „Für mich war Bewegung mit dem künstlichen Kniegelenk wichtiger.“
„Die Meinungen sind durchaus konträr. Einige sagen, dass sei gerecht, weil von den Älteren mehr eingezahlt wurde. Andere sagen, dass sei eine Solidar- und keine Lebensversicherung und auch keine Sparkasse. Müntefering ist auch dagegen, weil er Angst hat, dass seine SPD von der CDU links überholt werden könnte.“
„Ich halte das alles für wenig glaubwürdig“, meinte Walter. „Reine Parteitaktik. Beide dümpeln bei 30 Prozent. Jetzt hilft nur noch Opportunismus! Hier soll Geld eingesetzt werden, nicht um älteren Arbeitslosen über die Runden zu helfen, sondern damit Wahlen gewonnen werden!“

„Jo!“ pflichtete Kuddel ihm bei. „Hüüttodaags is allens to köpen. Ik segg blot: Daimler, Volkswagen un Siemens. Korruption ahn Enn. De Vörsitter seggt gemeen se weten vun nix. Geld stinkt nich, aver de Fisch stinkt jümmers toeerst an`Kopp! Un nu de Kohhannel vör Gericht bi´n Mannesmann-Prozess. Freekoop vun Esser un Konsorten. Ackermann will 3,2 Millionen betahlen för siene Unschuld.
Bi en Johrsverdeenst vun 20 Millionen is dat sien Taschengeld. De lütten Lüüd hangt man, un de Grooten laat man lopen!“
„Du denkst wie die Unterschicht!“ antwortete Ralf. „Herr Ackermann ist etwas Besonderes! Der hat schließlich was geleistet für die Deutsche Bank. Milliarden Gewinne erwirtschaftet und die Aktionäre beglückt. Würde er bestraft werden, wäre das ein volkswirtschaftlicher Verlust!“
„Er hat aber auch Tausende von Arbeitsplätzen wegrationalisiert!“ protestierte Walter.

„Und das Wort ‚Unterschicht’ darfst du nicht verwenden! Im reichen Deutschland gibt es keine Unterschicht! Die schlauen Experten von der ‚Friedrich-Ebert-Stiftung’ sprechen von ‚Prekariat’.“
„Ja, damit das niemand versteht!“ ereiferte sich Ralf. „Unterschicht heißt: Ungebildet, ungehobelt, unterbezahlt und“ – er suchte nach einem weiteren Adjektiv mit ‚u’ – unemployed.“
Kuddel schüttelte den Kopf. „Du hest U-Bahn vergeten un snacks Unsinn! Ik heff nix gegen den Begreep. Ik keem ok vun ünnen. Mien Vader weer Arbeider un ik bün Arbeider. Aver man mutt dat op Plattdüütsch seggen, dat klingt beter: Ünnerschicht. So`n beten as ünner Dag.“
Jetzt musste Ralf schmunzeln. „Du siehst dich richtig, Schichtarbeiter! Unterbezahlt als Schauermann warst du zwar nicht, aber unterbelichtet und ungehobelt trifft schon zu!“

Kuddel drohte ihm mit der Faust und sagte: „Du büst doch in Aurich boren un opwussen.“
„Ja, und?“ fragte Ralf überrascht.
„Man markt dat: Du hest dat ‚Ostfriesen-Abitur’!“

 

   

25. Mindestlöhne und frisches Blut

„Gestern war ich beim Friseur“, begann Walter den Dialog, „und wollte bei der Gelegenheit prüfen, ob das mit den Dumpingpreisen stimmt. Die junge Friseurin bestätigte das und klagte mir ihr Leid, 200 Euro Umsatz am Tag bringen zu müssen, sonst würde sie eine Abmahnung bekommen. Sie weiß nicht, wie sie es dauerhaft schaffen kann, da vier Kolleginnen die selben Vorgaben haben und einfach nicht genug Kunden kommen. Viele sind zu Billig-Friseuren abgewandert – man braucht ja jetzt keinen Meisterbrief mehr um so einen Laden aufzumachen – oder lassen sich von ihrer Frau die Haare schneiden.“Walter warf Kuddel einen bezeichnenden Blick zu.
„Wat kickst du mi dorbie an?“ fragte er empört. „Bertha hett mien Leevdaag nich Hoor sneden!“
„Schon gut!“ winkte Walter lachend ab.
„Na, denn vertell wieder!“
„Ich habe eine Kundenkarte, die bei jedem Besuch abgestempelt wird. Gestern war es das zehnte Mal und dafür gibt die Friseurkette einen Rabatt von zehn Euro.
Ich habe diese Gutschrift mit der Frau geteilt. Als ich ihr fünf Euro Trinkgeld gab, drückte sie mir spontan einen Kuss auf die Wange.“
„Wie rührend!“ lästerte Ralf. „Linke oder rechte Wange? Zeig uns mal die Stelle!“
Beide lachten. Kuddel blieb ernst und sagte: „Dat warrt hööchste Tiet, dat de Regeren Mindestlöhne inföhren! Sünst möten de Frisösinnen sik noch prostituieren.
Is jo eeklig noog, för fief Euro so´n olen Keerl as Walter to küssen!“

Der Wirt brachte die Biere und erstickte Walters Protest.
„Mit den Mindestlöhnen wird das wohl nichts werden“, meinte Ralf. „Dazu sind die Meinungen zwischen der CDU und der SPD zu konträr.“
„Bei der Gesundheitsreform scheint es ja auch eine Einigung gegeben zu haben“, antwortete Walter. „Sie soll nun doch zum 1. April in Kraft treten, wenn Bundestag und Bundesrat zustimmen.“
„Ja, wenn!“ zweifelte Ralf. „Im Bundestag haben sie ja eine satte Mehrheit. Aber im Bundesrat könnten Bayern und Hessen dagegen stimmen.“
„Bayern bestimmt nicht mehr!“ war Walter überzeugt.
„Stoiber ist angeschlagen. Es gibt viele Kritiker in den eigenen Reihen. Seehofer soll neuer Parteichef und Beckstein Ministerpräsident werden. Aber die bekunden ihre Loyalität.“
„Die sind nicht so entscheidend!“ erwiderte Ralf. „Gefährlich kann ihm seine schärfste Kritikerin werden, die Fürther Landrätin Pauli.“
„Ja, dor heff ik vun hört“, sagte Kuddel. „Sien Bürovörstaher hett he doch al rutsmeten. De schall in dat Privatleven vun de attraktive Fro rümsnüffelt hebben. En Buernopper!
Dat is Stoiber sien ‚Watergate’!“

Ralf musste lachen. „Richtig! Jetzt wo er nicht mehr überzeugen kann, muss er schon seine Gegner ausspionieren. Sein Abstieg begann mit der Verweigerung, in Berlin Verantwortung zu übernehmen. Tragisch für einen Mann, der seine Verdienste für Bayern hat und wegen seiner Energie und Schärfe den Spitznamen das ‚blonde Fallbeil’ bekam!“
„Ja, dat Fallbiel is stump worrn un mutt uttuuscht warrn!“ war Kuddel überzeugt. „Aver nich mit aftakelte Politikers. Bavaria brukt frisches Bloot! De junge Landrätin schall gegen em in den Kamp gahn. Se hett grote Mööglichkeiten to winnen. Hamborg un Bayern hebben denn wat gemeen: Wi hebbt St. Pauli un de Gabriele Pauli!“

Bild Glatze:Fotograf:Jerzy/Pixelio

 

 

 

26. Slingerkurs


Sonntag Vormittag saßen die Drei wieder vor ihrem Bier am Stammtisch. Die Skatkarten wurden aber noch nicht angerührt, weil Ralf sich empörte: „Nun haben sie das Fiasko in Hessen! Die SPD wird immer unglaubwürdiger!
Vor der Wahl sprachen sie von den ‚Linken’ wie von Aussätzigen, und danach wollten sie sich in einer Koalition mit den Grünen tolerieren lassen. Um an die Macht zu kommen, sind offenbar alle Mittel recht! Schadet gar nichts, dass es in den eigenen Reihen nicht einmal geklappt hat. Die Abgeordnete Dagmar Metzger hat erklärt, dass sie die Kandidatin nicht mit zur Ministerpräsidentin wählt.“
„Dat is de Slingerkurs vun´n SPD-Vörsitter !“ betonte Kuddel. „Un de beid ‚Steens’ weren siene Stütt un to bangbüxig, gegen de ‚Robb’ to stimmen.“
Ralf lachte. „Du meinst die ‚Stones’, Steinbrück und Steinmeier? Und Kurt Beck nennst du respektlos die Robbe?“
„Ja, Beck mutt weg! De döcht nix as Vörsitter un is keen Kanzlerkandidat! Steinmeier mit sien grooten kantigen Dassel, de hett mehr Grips!“

Jetzt musste auch Walter lachen. Die hessische SPD wäre ein großes Risiko eingegangen. Was heißt denn tolerieren? Das heißt permanente Abhängigkeit! Wenn man wirklich Mut gehabt hätte, dann hätte man die Linkspartei mit in die Regierungsverantwortung nehmen müssen!“
„Mein Gott, Walter!“ tat Ralf überrascht. „Du gehst ja noch über Kurt Beck hinaus. Bist ein richtiger politischer Stratege!“
Walter spürte die Ironie, ließ sich aber nichts anmerken. „Nun ist das ja bereits im Vorfeld gescheitert, weil eine SPD-Abgeordnete es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann. Meine Betonung liegt auf ‚eine’. Immerhin, von den Abgeordneten hat sich offenbar niemand getraut!“
„Gewissen?“ höhnte Ralf. „Dann gehört sie da nicht hin! In der Politik läuft es nach dem Motto: ‚Was schert mich mein Geschwätz von gestern!’“
„Dat seh ik gemeen nich so!“ widersprach Kuddel. „Herr Naumann in Hamburg is nich ümfullen. Un in Hessen hett sik de Bedrug nich uttohlt, Fro Ypsilon hett nu dat Handdook smeten!“
"
Die heißt Ypsilanti!“ berichtigte Ralf. „Ja, vor der Wahl: ‚Niemals mit der Linkspartei!’ Und danach hätte sie sich von den ‚Linken’ als Ministerpräsidentin wählen lassen, wenn es da nicht einen Gewissenskonflikt gegeben hätte.“

„Herr Naumann als Intellektueller soll froh sein, dass es in Hamburg für ihn nicht gereicht hat“, meinte Walter. „Der macht einen viel zu glaubwürdigen und ehrlichen Eindruck. Damit kann man in der Politik nicht bestehen! Als alter und neuer Herausgeber und Kolumnist für ‚Die Zeit’ könnte er viel mehr bewegen!“
Ralf grinste. „Das ist aber jetzt keine subjektive Meinung, das ist Schleichwerbung!“

Der Wirt brachte die neuen Biere. Kuddel hatte noch nicht ausgetrunken, nahm sein Glas in die Hand und sagte schelmisch: „Ji hebbt beid recht un ik ok, wenn ik segg: Beck´s mutt wegs!“ Er leerte den Rest in einem Zug.

 

     
     

27. De Füertoorn

 

„Kuddel, du hast es gewusst!“ Walter klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. „Beim letzten Stammtisch hast du gesagt: ‚Beck mutt weg!’ Nun gehörst du zu den Heckenschützen und Intriganten, die als Rücktrittsgrund herhalten müssen.“
Kuddel konnte nicht darüber lachen. Nachdenklich nahm er einen Schluck Bier und sagte: „Ik bün dor nich stolt op un för Beck unbekannt un nich wichtig. De Intriganten un Heckenschütten harr he in de egenen Reeg. Egentlich deit he mi Leed!“

„Ja, Kuddel hat recht!“ pflichtete Ralf ihm bei. „Mit bleichem Gesicht und getragenen Worten verkündeten sie seinen Rücktritt und dankten ihm inbrünstig für seine Verdienste. Das erinnerte mich fatal an verlogene Beerdigungsreden!“ Sie schwiegen einen kurzen Moment und prosteten einander zu. Walter nahm das Gespräch wieder auf.
„Besser konnte es für Steinmeier gar nicht laufen! Mit diesem Paukenschlag blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich als Kanzlerkandidat zu präsentieren. Es wurde von ihm verlangt, er wurde dazu gedrängt! Er ist ja eher der Typ ‚graue Eminenz’, die im Kanzleramt Schröder zugearbeitet hat und gilt als zögerlich, was vielleicht in der Außenpolitik von Vorteil ist, aber als Kanzler--- “

„Ja, dieses Image haftet ihm an, und er versucht es zu verändern“, antwortete Ralf. „Vor einigen Wochen sprach er vor SPD-Delegierten. Hemdsärmelig und mit geballter Faust hielt er eine kämpferische Rede. Im Ton und Gestik wie unser letzter Kanzler. Er sollte sich hüten, eine Schröder-Kopie zu werden, sondern Steinmeier bleiben!"
„Richtig!“ Kuddel, der schon die Skatkarten gemischt hatte, legte sie beiseite. „He weer en ganzen Griesen achter de Kulissen vun Schröders Macht. De blifft ok na 2009 Butenminister. Nich ümsünst schall Franz Müntefering as SPD-Vörsitter torüch kamen. Dat is keen Bangbüx un de hett Scharisma! As Tandem hebben se noch een Jahr Tiet bit to de Wahl!“
„Willst du damit sagen, dass Steinmeier sich den Kanzler gar nicht zutraut, Angst hat, gegen Angela Merkel zu verlieren und deshalb Müntefering ins Feuer schicken will?“ fragte Ralf. „Das wäre ja ein genialer Schachzug!“

„Daran habe ich noch gar nicht gedacht“, sinnierte Walter. - „Müntefering, das Urgestein der SPD? Ja, der könnte die Karre aus dem Dreck ziehen, wo die Linkspartei im Saarland bereits mehr Stimmen als die Sozialdemokraten bekommen soll. Die SPD würde von einer Splitter- wieder zu einer Volkspartei werden!"
„Ja“, stimmte Ralf zu. „Der könnte es schaffen! Er hat Frau Merkel im Wahlkampf Kanzlerformat abgesprochen, sich hinterher aber entschuldigt und als Arbeitsminister und Vizekanzler eine gute Figur gemacht. Vor einigen Monaten hat er menschliche Größe gezeigt, sich von der Macht verabschiedet und seine Frau bis zu ihrem Tode gepflegt. Das beeindruckt die Menschen und wird in Wahlen honoriert!“

„Jawohl, dat wull ik seggen!“ bekräftigte Kuddel. „Nu kriggt de olle Lüchttoorn, de SPD, wedder Füer ünner`n Moors!“ Kuddel begeisterte sich an dieser Idee, hob sein Glas und rief: „He is de Obama för de Sozis! Münte för Präsident!“

     


28. Zwei Hoffnungsträger


„Ralf, dein Ausspruch vom Fiasko der SPD in Hessen bei einem unserer letzten Stammtische hat sich ja jetzt bewahrheitet“, stellte Walter fest.
Ralf nahm erst mal einen großen Schluck Bier. „Ja, neben der Abgeordneten Metzger haben noch drei andere ihr Gewissen entdeckt und die Wahl von Frau Ypsilanti verhindert. Nun kommt es immerhin zu Neuwahlen.“
„Und was sagst du dazu?“ wandte Walter sich jetzt an Kuddel.
„De Ypsilanti is bangbüxig, will den Vörsitt beholen, aver schickt en Strohmann as Spitzenkandidat gegen Roland Koch. Un keeneen kennt em!“
Ralf schmunzelte. „Du auch nicht?“
„De hett en interessanten ‚Bindestrich-Namen’. Ik gloov he heet Müller-Lüdenscheidt.“

Walter verschluckte sich vor Lachen an seinem Bier. „Das verwechselst du. Das ist der aus dem Badewannen-Sketch von Loriot.“
Ralf sagte vollkommen ernst: „Der Mann heißt Schäfer-Gümbel. Und ganz korrekt: Dr. Thorsten Schäfer-Gümbel!“
„Schietegal!“ antwortete Kuddel. „ Beid köönt se Koch siene Wahl to´n Ministerpräsidenten nich vermasseln!“„Abwarten!“ erwiderte Walter. „Entschieden wird am 18. Januar 2009. Bis dahin bleibt dem Neuen zumindest die Hoffnung auf eine Sensation!“
„Ja, viel wichtiger sind ja die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise!“ meinte Ralf. „Besonders die---“
„Hör op!“ unterbrach Kuddel ihn. „Ik kann dat al nich mehr hörn: ‚Internationale Finanzkrise’ ‚Übergreifen auf die Wirtschaft’, ‚Globalisierung’, ‚Nullwachstum’ und ‚Stagnation’. Wokeen hett dat all utlöst? Doch nich wi as lütte Lüüd! Dat weern de gierigen Bank- un Finanzmanager, de hebben Milliarden üm den Globus puust solang bet dat ene grote Blaas weer. Un de is nu platzt. Op Duer kann nüms ut Geld mehr Geld maken! Du kannst ut Schiet ok kene Rosinen maken!“
„Du hast ja recht!“ beruhigte Ralf ihn. „Aber es muss ja gegengesteuert werden. Besonders die Autoindustrie fängt an zu leiden.“

„Ja, du hast es wohl gehört“, sagte Walter. „Die Amis wollen General Motors vorläufig nicht unterstützen. Die sollen erst mal ein vernünftiges Konzept für die Zukunft vorlegen. Jahrzehntelang haben sie zu groß und zu schlampig gebaut und jetzt stehen die Autos unverkäuflich auf Halde.“
„Viel schlimmer!“ sagte Ralf. „Die sind ja fast pleite. Die Aktie ist nur noch drei Dollar wert. Unsere Regierung sollte sich das gut überlegen, bei der Tochter Opel Milliarden zu investieren, die vielleicht in Amerika versickern!“„Volkswagen, Porsche und BMW haben ebenso zu kämpfen“, erwiderte Walter. „Wenn die auch mit staatlicher Unterstützung rechnen, ist das wie bei einem Fass ohne Boden! Nur Daimler steht noch ganz gut da und macht ausgerechnet mit seinem Sorgenkind der vergangenen Jahre, dem Smart, Gewinne!“
„Ja“, antwortete Kuddel, „de düre Spritpries hett ja ok siene gooten Sieden. Laat doch de grooten Dreckschleudern ruhig op Halde rotten! De Tieden vun Grootmuul-Autos as ‚Kapitän’, ‚Admiral’ un ‚Diplomat’ sünd al so Nostalgie. Un de Namen ‚Kadett’ un ‚Olympia’ hett man ok al lang vergeten.“
„Donnerwetter!“ staunte Walter. „Du kennst dich bei Opel aber gut aus. Trotzdem: du hast den ‚Astra’ vergessen!“

Kuddel grinste und antwortete schlagfertig: „Du menst dat ‚Astra’ – miene Beersort!“
„Zieht es nicht ins Lächerliche!“ bat Ralf. „Bei Opel geht es immerhin um fünfundzwanzigtausend Arbeitsplätze! Da muss unsere Regierung etwas unternehmen! Außerdem haben die jetzt einen sparsamen Mittelklassewagen, den ‚Insignia’, herausgebracht. Der wurde von einer internationalen Fachjury sogar zum ‚Auto des Jahres 2009’ gekürt. Das macht Hoffnung! Aber nicht nur der Staat, auch wir sollten Opel unterstützen! Mein Auto ist neun Jahre alt. Ich werde mit dem Neuen mal eine Probefahrt machen.“
Kuddel winkte ab. „Proovfohrt bringt nix! Du muttst köpen! Wi all möten köpen!“
„Und was machst du?“ fragte Ralf herausfordernd.
Kuddel schmunzelte. „Bertha un ik warrt Opel ut de Nootlaag redden! Wi verköpen uns Tandem un günnen uns den ‚Insignia’. Denn köönt wi den Riem wedder ut de Mottenkist halen: ‚Jeedeen Popel fohrt en Opel’!“

 

29. Der Weg aus der Krise


Ihre Stammkneipe war gut besucht. Der Wirt hatte sich für den Frühschoppen zum 1. März etwas einfallen lassen. Es gab ein Freibier. Ein Aushang an der Wand hinter der Theke wies seit zwei Wochen darauf hin. Darunter hing das Schild: ‚Kredit nur für über Achtzigjährige in Begleitung ihrer Eltern.’
Kuddel lästerte: „Charlie, nu dwingt de Wirtschaftskris ok de Wirtschaften in de Knee. Se mööt sik Schnäppchen infallen laten, üm de Gäst in de Kneipen to locken. Du muttst aver oppassen. De Minschen warrt ümmer oller. Neegst Sünndag kaam ik mit mien Öllern vörbie. Un Ralf un Walter ok, denn büst du bald pleite!“
Charlie brachte ihnen das Bier an den Tisch und drohte Kuddel lächelnd mit der Faust.
„Die Überalterung, oder die demographische Entwicklung, wie die Politiker sagen, ist doch kein Thema mehr!“ meinte Walter. „Jetzt geht es darum, welchen Firmen man zuerst Milliarden hinterherschmeißt:“
„Genau!“ bestätigte Ralf. „Heute Opel, morgen Ford, übermorgen Schaeffler und Continental und so weiter. Und wer denkt an die Kleinen? Bei mir in der Straße ist jetzt eine freie Kfz.-Werkstatt in Konkurs gegangen..Schuld daran ist die vom Staat gewährte Umweltprämie beim Kauf eines Neuwagens. Seitdem lässt niemand seinen alten Wagen mehr reparieren. Sie kassieren lieber die ‚Schrott-Prämie’.“

„Ja, das ist die Kehrseite“, antwortete Walter „Es werden dafür aber überwiegend Kleinwagen gekauft, die gut für die Umwelt sind.“
„Nich goot noog för de Ümwelt!“ widersprach Kuddel. „En Afordneter vun de Grönen will nu de Prämie ok föddern, wenn du di en Fohrrad köffst. Dat is ne schöne Saak. Ene echte Ümwelt-Prämie! Kriggst för diene Schrottkarre noch 2.500,- Euro, köffst di för 500,- en Fohrrad un maakt för de restlichen 2.000,- Euro mit diene
Fro Urlaub op Gran Canaria!”
Walter lachte. “Das ist alles Populismus! Im September sind Bundestagswahlen. Die FDP will die Steuern für die Reichen noch weiter senken, die Linke will den Kapitalismus abschaffen und die SPD, wie von Franz Müntefering gefordert, höhere Steuern für Spitzenverdiener. Außerdem will sie die Gehälter für Manager begrenzen. Hauptsächlich für ‚Banker’.“

„’Banker’“, wiederholte Kuddel verächtlich. „Ik kann dit Woort nich mehr hören! Ik denk foorts an Mister Peanuts vun de Deutsche Bank, an den arroganten Nafolger un sien Victory-Teken un an all annern Vörsitter. De hebbt uns doch de ganze Misere inbrockt. Tosamen mit de niemoodsch Woorden, de lütte Lüüd nich verstahn kunnen, gung dat bargdaal! Un wenn se wegen Undüchtigkeit freesett warrt, gifft dat den ‚Gollen-Handschlag’, ene Affinnen in Millionen-Hööch. Dat is för mi de Schrottprämie!“
Ralf lachte laut auf und Walter verschluckte sich an seinem Bier. „Ja, du hast recht!“ pflichtete Ralf ihm bei. „Da gibt es viele Beispiele für Volksverdummung. Wenn Firmen mit Verlusten rechneten, hieß das auf einmal ‚Gewinnwarnung’. Bei Kursverlusten wird Geld ‚verbrannt’. Und wenn man Gewinne erzielte, wurden die ‚eingefahren’. Früher wurden sie erwirtschaftet. Und Hypotheken-Schuldverschreibungen aus Amerika heißen jetzt ‚Toxische Papiere’, für die eine ‚Bad-Bank’ gegründet werden soll.“

„Dat is doch goot!“ antwortete Kuddel. „Man mutt de, de Verantwoorden harrn, bi de Büx kriegen un rutsmieten. De Vörsitter heten denn to Recht ‚Bad Banker’ un köönt in Tokunft bie de ‚Bad Bank’ op de toxischen Poppiere oppassen, dat de nich verbrennen. Un dat Millionen-Gehalt geiht rünner op Hartz-IV-Niveau. Morgen geev ik mien Vörslag an de Bild-Zeitung!“

 

30. Politik is Schiet


Nach einigen Wochen Unterbrechung, bis Walter sich von einer Virusinfektion erholt hatte, trafen sie sich wieder am Sonntag um elf Uhr in ihrem Stammlokal.

„Ik heff unsen Stammtisch vermisst!“ sagte Kuddel. „Nich blot dat Skatspelen, ok uns Diskuschoon. As ik mit Bertha över welke Dingen spreken wull, see se: ‚Laat mi tofreden dormit! De mehrst Afordente wüllt blot högere Diäten un no acht Jahren in´n Bunnsdag kriegt de ene unmoten Penschoon, dor harrst du tweehunnert Jahr in´n Haven för arbeiden möten! Miene Menen steiht fast: Politik is Schiet!’ – Un nu to jo: Ik bün teemlich füünsch, dat över hunnertachtigdusend Hamborger gegen de Schoolreform stimmt hebbt!“

„Was interessiert dich das?“ fragte Ralf. „Deine Kinder sind doch erwachsen!“
„Dat geiht üm miene Enkelkinner! Dat sünd allens Öllern, de Angst hebben, dat ehr Kinner ünnerföddert sünd un nich snell noog na baven kamen! Solidarität för de swachen Schöler gifft dat nich, blot Egenintresse!“
„Ja“, pflichtete ihm Walter bei. „Das sieht man ja bei dir! Du bist für die Reform, weil du befürchtest, dass deine Enkelkinder Gene von dir geerbt haben. Wenn das zutrifft, sind sie natürlich auf Solidarität angewiesen!“ Er lächelte aber dabei, so dass Kuddel es als Scherz auffasste und ebenfalls lächelnd mit der Faust drohte.

„Mich interessiert das nicht!“ sagte Ralf. „Ich habe keine Enkelkinder. Aber die Skandale um die HSH Nordbank verfolge ich mit Wut im Bauch! Da hatte der Vorstandsvorsitzende sein Arbeitsverhältnis zum 31. Juli 2009 gekündigt und wurde von den Eignern mit einer Sonderzahlung von 2,9 Millionen Euro gehalten! Das gehört ins Guinnessbuch!
Ich habe nicht gehört, dass jemals eine größere Summe für eine Niete bezahlt wurde!“
„Ja, und diese Zahlung wird vom Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper auch noch verteidigt, der trotz weiterer Verluste der Bank schützend seine Hand über ihn hält!“ ergänzte Walter.

„Is doch kloor!“ schaltete sich Kuddel wieder ein. „De Kopper weer doch Vörsitter bie de Düütsche Bank as Bo-Lööv Schneider Bankrott gung. För Kopper weern föfftig Million Schullen an Handwarker nix as Peanuts. Dorüm is dat keen Wunner, dat he sien Kumpaan Dirk Jens bistahn deit. De hett bie em Narrenfreeheit. Ene Kreih hackt de annern nich dat Oog ut! Un de Professer heet nich blot Nonnenmaker, de süht ok so ut!“ Ralf und Walter mussten lauthals lachen. Als Ralf sich beruhigt hatte, sagte er zu Kuddel: „Du hast ja recht! Aber nicht so laut! Du musst vorsichtiger sein mit deinen Äußerungen. Sonst kannst du Ärger bekommen!“
„Is mi doch schietegal! We levt ´n Demokratie. Ik kann seggen, wat ik will!“ widersprach Kuddel. „Ünner ´ne SPD-Regeern worrn beid al lang rutsmeten!“

„Die kann frühestens in 2012 wieder regieren. Vielleicht wird der neue Hamburger SPD-Vorsitzende Olaf Scholz dann sogar Bürgermeister“ erwiderte Ralf. Er bestellte eine neue Runde Bier und fragte: „Wollen wir jetzt Skat spielen?“
„Ne!“ protestierte Kuddel. „Dat köönt wi jümmers! Wi mööt över uns niege Bundsregeren spreken!“
„Hast du etwa schon Kritik anzubringen? Du als FDP-Wähler solltest doch ganz zufrieden sein!“ antwortete Walter und lachte.
„Vun wegen FDP-Wähler!“ Kuddel war empört. „De maken de Stüerpolitik blot för de Beterverdener. Töövt af, dat warrt allens unsozialer! Wi hebbt nu al ene Tweeklassen-Medizin! Bertha wull en Termin bie'n Orthopäden hebben. De Sprekstünnenhilf harr wat för Januar 2010. Dor hett Bertha ut Spaaß seggt: ,Ik bün privat versekert.’ Wat ment ji, wat de Tussi antert hett: ‚Passt es Ihnen heute Nachmittag?!’ Nu mutt Bertha jüst bit Januar teuven, weil wi blot ine AOK sünd.“

„Dafür haben wir einen schnuckeligen FDP-Außenminister!“ erwiderte Walter. „Der hat keine Probleme! Der lächelt sie alle weg! Gegen Bullenbeißer Steinmeier ist er ein Grinsemann. Er soll sich ja in der Volkshochschule für einen Englischkursus angemeldet haben. Bis jetzt sagt er zu ausländischen Journalisten: ‚Fragen Sie bitte nicht in Englisch. Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein!’ Und dann erscheint wieder sein entwaffnendes Lächeln, so dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als in holperigem Deutsch zu fragen.“
„Hundert Tage Schonzeit müssen wir der Regierung fairerweise gewähren!“ meinte Ralf. „Im Ausland ist Westerwelle jetzt schon gut angekommen. Selbst in Amerika!“

Kuddel grinste und antwortete: „Ja, dat stimmt! Hillary Clinton is froh, dat se mang de vele Mannslüüd opletzt in Buten-Ministerin Westerwelle ene Kolleegsche funnen hett!“

   

Vergnögte Wiehnachten
Dezember 2010

Na, hebbt ji dat al hört, dat de Koalischoon in Hamborg utenannerbroken is?” fraag Kuddel und bestellte mit Handzeichen drei Biere bei Charly, der hinter dem Tresen stand und gerade zu ihnen herüberschaute.

„Was denkst du denn!“ erwiderte Ralf. „Das ging doch als Sensationsmeldung über alle Sender!“
„De Runn geev ik ut! Dat is mi dat weert ! En schöönes Adventsgeschenk!“
„Das glaube ich“, erwiderte Walter. „Du als alter ‚Sozi’ witterst Morgenluft für deine Genossen und die alte Tante SPD!“
„Kann er auch!“ bestätigte Ralf. „Nach allen Umfragen würde die SPD die stärkste Partei werden!“
„Sühst du woll!“ Kuddel war erfreut über Ralfs Unterstützung. „ För Olaf Scholz is dat en vörtietig Wiehnachtsgeschenk. Ik wett mit jo, dat he de niege Börgermeester warrt!“
„Er hat aber auch Glück!“ warf Ralf ein. „Er wird Bürgermeister, weil die CDU und die Grünen so viele Fehler gemacht haben..Denkt nur mal an die verpatzte Schulreform, an die unsinnige Planung für die Stadtbahn, die kein vernünftiger Mensch haben will! Und nicht zuletzt an das Dauerthema HSH-Nordbank und den Skandal-Vorsitzenden Dr. Nonnenmacher!“
„Hinzu kommt noch, dass in den letzten Monaten fünf CDU- Senatsmitglieder abhanden gekommen sind!“ ergänzte Walter.
„Afhanden kamen?“ Kuddel lachte höhnsch. „Ik nöm dat anners: De Rotten verlaten dat sinkende Schipp!“

Charly brachte die Biere und Walter sagte: „Kuddel, vielen Dank für die Runde! Die haben wir indirekt ja auch den Grünen zu verdanken!“
„Scholz hett siene Wiehnachtsgaav vun de Gröönen ja al kregen“, see Kuddel. „Hebbt ji al wat köfft för jo Leefste?“
„Anneliese und ich schenken uns schon seit Jahren nichts mehr!“ sagte Ralf. „Wir haben alles und wenn wir was brauchen, kaufen wir es uns nicht gerade um die Weihnachtszeit. Wir machen mit den Kindern und Enkelkindern am ersten Weihnachtstag so eine Art Julklapp. Wir haben immer denselben, den wir beschenken. Aber das bleibt geheim. Keiner weiß, von wem das kommt. Als wir das vor einigen Jahren anfingen, habe ich meine Frau gezogen und dabei ist es geblieben. Wir haben ein Limit von zehn Euro.“

„Hast du denn schon etwas gekauft für Anneliese?“ fragte Walter.
„Ja, sie isst so gerne Spekulatius. Die hatte der Discounter ‚Netto’ bereits Ende August im Angebot. Da habe ich gleich eine Packung mitgenommen. Die muss ich nur noch mehrmals einwickeln und mit einer roten Schleife versehen. Ich hoffe, dass die Weihnachten noch genießbar sind!“
Walter amüsierte sich und meinte: „Da hast du dir ja was Originelles einfallen lassen!“, und Kuddel brummelte: „Oller Pennschieter!“
„Wie gut, wenn man sagen kann: Wir haben alles!“ sagte Walter. „Vielen Rentnern geht das nicht so gut, die müssen an allen Ecken sparen, weil die Zuzahlungen für Medikamente höher geworden sind und auch der Krankenkassenbeitrag erhöht wurde. Das haben wir alle der FDP zu verdanken mit ihrem ‚Pharmaminister’ Rösler. Meine Nachbarn haben jetzt sogar ihr Zeitungs-Abonnement gekündigt und lesen nur noch die kostenlose Apotheken-Umschau.“

Ralf lachte. „Die hat ja auch einen raffinierten Werbeslogan: ‚Lesen, was gesund macht!’ Der ist ebenso gut wie: ‚Geiz ist geil! Neben dem Artikel über eine bestimmte Krankheit hat die Pharmaindustrie gleich die Werbung für ihr Medikament zur Bekämpfung platziert.
Und wenn du deinen Arzt auf den Beipackzettel wegen der vielen aufgeführten Risiken ansprichst, lacht der nur und antwortet: ‚Gar nicht erst Lesen!’ Dabei sterben die meisten Menschen an den Nebenwirkungen!“

„Ik heff ok mien Abendblatt künnigt“, sagte Kuddel. Dat wat dor noch an Text steiht, kriggst du ok im Radio oder inne Glotze mit. Wat intressiert mi sietenlange Werbung vun Aldi un Lidl?! De Prospekte warrt doch al so jedes Wekenend över de Post verdeelt. Bertha hett mit mi schimpt wegen de Künnigung. Dorbi kiekt se blot na de Wedderutsichten, lach över den ‘Witz des Tages’ un versökt de Radels to lösen. Se ment, dat dat goot is för den Bregen, gegen Verkalkung un Alzheimer. Nu heff ik mien Verlööf geven, dat se sik enmal in de Week een Radelsbook köpen kann. Un denn heff ik ehr versproken, to Wiehnachten een Roman to schenken. Ik heff da an de sönner Literatur för Froonslüüd dacht.“ Kuddel machte eine Pause und ergänzte grinsend: „Se hett aver afwunken un antert: ‚Wat schall dat? Wi hebbt doch al en Book!’“

Walter lachte lauthals und Ralf meinte: „Kuddel, nun hast du aber tief in die Mottenkiste gegriffen! Ich habe gar nicht gedacht, dass du als Atheist eine Bibel im Haus hast!“

     
   

32.Sturz und Auferstehung
Februar 2012

Nach längerer Pause haben sie sich am Stammtisch wieder getroffen.
Charly, der Wirt, war so erfreut, dass er die erste Runde spendierte. Nachdem sie auf seine weiterhin gut florierende Wirtschaft angestoßen hatten und er sich anderen Gästen widmete, sagte Kuddel: "Nu warrt ja doch de "Präsident der Herzen" Präsident de Düütschen, wenn ok eerst biem tweeten Anloop."
Walter lachte. "Präsident der Herzen" klingt im Nachhinein so nach Scheitern, nach Abschied. Diana war Prinzessin der Herzen! Gauck ist eher der Phönix aus der Asche!"
"Richtig!" stimmte Ralf zu. "Der hätte aus der Regierung fast Asche gemacht! Da die FDP sich ohne Abstimmung mit der CDU für ihn entschieden hatte, wäre es bald zum Koalitions-
GAU(ck) gekommen. Dorbi seet he ganz eenfach ahn Stolt neven de Kanzlerin un harr schienbor Verstännnis för ehr Situatschoon. He weer ehrlich und geev to, dat he ehr verbiestert as glücklich is."

"Politikers sünd Opportunisten!" schimpfte Kuddel. Een as de annere! 2010 harrn CDU und FDP Wulff to´m Staatsböverst maakt. Dat weer doch kloor, dat drüdde Wahl kene Legislatur-Periood översteiht! Nu hebbt de Gecken över em Spott utkippt in´n Karneval. As en vun Klitschko slaan Boxer leed he mit verdreihde Ogen knock-out in´n Ring."
"Ja, jetzt kann er einem fast leid tun", meinte Walter. "Nun wollen sie ihm auch noch die rund 200.000 Euro Ehrensold absprechen. Das wäre eine Schande für Deutschland, wenn ein ehemaliger Präsident "Hartz IV" beantragen müsste!" Ralf und Kuddel schmunzelten über
Walters Ironie. Nachdem sie ihr Bier geleert hatten und Charly einen Wink für Nachschub bekommen hatte, sagte Ralf: "Die Linke will ja auch einen Kandidaten aufstellen. Ich glaube, die werden Oskar vorschlagen. Dann kann es noch knapp werden für Gauck. Sarah Wagenknecht an seiner Seite, jetzt fast so schön wie Wulffs Bettina, kann eine echte Gefahr werden!"

"Dat stimmt!" Kuddel lachte. "De is ja an Lafontanes Siet richtig opblöht. Süht nu ut as´n Model oder ne Schauspelerin. De kann ik mi nu sogar as Firstlady vörstellen. Ehrdem dacht man an Rosa Luxemburg!"
"Das ist gar nicht so abwegig", pflichtete Ralf ihm bei. "Die CDU-Abgeordneten könnten Angela Merkel rächen wollen wegen ihrer Niederlage und Lafontaine wählen.
Die FDP-Politiker enthalten sich der Stimme, um ihren blassen und ungeliebten Vorsitzenden los zu werden!"
" Dat bringt nix mehr!" ment Kuddel "De sünd al so an´n Enn! Bertha un ik hebbt ne Ümfraag bi dottig Frünnen un Bekannten maakt un dat mal hooch rekent. De FDP weer bi 3 Perzent. Dörch de Kehr to Gauck warrt dat blot 0,5 Punkten mehr bringen. Bi de neegst Wahl kamen se nich mehr in den Bunnsdag. Denn sünd se in goot Sellschop to Wulff un möten jüst so Sozialhelp in Anspröök nehmen. Denn köönt se tosamen ´ne neege Partei grünnen. Ehr Wahlspröök köönt denn heten: "Hartzer an de Regeren!"

 

     

33. Stammtisch-Experten
August 2012


Bevor Charly, der Wirt, das Bier gebracht hatte, sagte Walter: "Einige verdienen durch die Euro-Krise ihr Geld! Geht mal durch die Buchhandlungen, wie viele Bücher dieses Thema behandeln. Jetzt ist wieder eins dazugekommen, wurde vor Erscheinen schon als Bestseller gehandelt und heißt: ‚Die Katastrophe kommt bestimmt!'"
"Ja, da weder Ökonomen noch Politiker eine Lösung parat haben, versuchen geschäftstüchtige Theoretiker daraus Kapital zu schlagen", antwortete Ralf. "Gestern habe ich einen Artikel gelesen, indem es um gegenseitige Vorhaltungen bei Politikern und Wirtschaftsexperten über das Krisengerede geht. Da wird einer zitiert: ‚Die Halbwertzeiten der Aussagen von Politikern zur Euro-Krise sind immer kürzer geworden!'"
Walter lachte. "Ist das ein Satz! Den muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! - Kuddel, hast du den verstanden?"
"Dat schall keeneen verstahn! Wat undüütlicher, desto beter! Ümso mehr Respekt kriggt de vun all Sieden!"
"Richtig!" stimmte Walter zu. "Und wenn der denn noch als Experte bezeichnet wird, wagt es keiner anzuzweifeln."
"Gah mi los mit de Klookschieter!" Kuddel winkte ab. "Wenn ik vör all Lüüd seggen kann:
‚Spanien is pleite!' weer ik ok en Ecksperte und liekers en mit Moot!" Das Bier stand inzwischen auf dem Tisch und sie prosteten einander schmunzelnd zu.
"Damit es nicht dazu kommt, werden jetzt bald wieder Hunderte Milliarden Euro bereit gestellt", erwiderte Walter. "Ich habe einige von diesen Büchern durchgeblättert. Alle Autoren sind sich einig: ‚Das ist ein Fass ohne Boden! Alle Euro-Staaten werden kurz oder lang auf ihre ursprünglichen Währungen zurückkommen. Der Euro wird nur ein Versuch bleiben!"
"Ein Experte", Ralf lächelte, "sagte gestern in einem Wirtschaftsmagazin, dass die Europäische Zentralbank jetzt Staatsanleihen aufkaufen will. Damit Griechenland, Portugal und Spanien nicht über sieben Prozent Zinsen auf dem Kapitalmarkt zahlen müssen. Dazu soll eine Tochtergesellschaft gegründet werden, in die diese Papiere ausgelagert werden. Der Name: ‚European-Bad-Bank'."
"Mann in de Tünn!" rief Kuddel. "Dat is ja sachts de Ünnergang! De Fachlüüd seggen dorto ‚Toxische Papiere'. De EZB smitt eenfach ehr Druckmaschien an un dörv soveel Euro in Ümloop bringen as se wüllt, köönt ahn Enn jeden Schrott opköpen. Denn gifft dat ne Inflatschion!"
"Die Rating-Agentur ‚Moodys' hat Deutschland ja auch schon gewarnt", sagte Ralf. "Noch haben wir die Bestbewertung, das dreifache ‚A'. Es kann sein, dass sie uns bald herunterstufen und eins davon aberkennen."
"De ‚Ratings' sünd ja noch slimmer as de Banken!" schimpfte Kuddel. "Op de uns en Book-
staav strieken oder nich, dor schiet ik op, denn sünd wi even Aa!" Selbst der Wirt, der gerade Gläser mit Korn vorbeibrachte, musste lachen. Sie hatten ihn zu einem Gläschen eingeladen und Walter sagte: "Prost auf die Experten!" und ergänzte dann: "Die Flucht in die Sachwerte kommt ja nicht von ungefähr! Die Vermögenden ziehen ihr Kapital ab und kaufen Immobilien und wenn wir zur Deutschen Mark zurückgekehrt sind, verkaufen sie sie wieder mit Gewinn!"
"Wenn dat so is, möten wi de föfftig Mark ja nich mehr ümtuuschen", meinte Kuddel. "Verleden Week hett Bertha uns Sofa mit´n Huulbessen in de Maak nahmen un dor unvermodens inne Stoffritz een ‚Lübecker' funn. Wat weet ik, wi de dor rinkeem? Dat sünd ja bloot fiefuntwintig Euro un wenn wi töven, is dat wedder dat duppelte!"
"Ja Kuddel, das ist eine vernünftige Überlegung", sagte Walter. "Aber du musst deine Euro anlegen, bevor sie nichts mehr wert sind."
"Bi miene lütte Rent kunn ik nich veel op de Kant leggen, aver ik warr morgen mien Spoorbook oplösen, dormit Bertha tominnst en Saakweert kriggt, un ehr en Pelzmantel köpen!"

 

Die Richtungswahl

Januar 2013


"Nu hett de SPD-Spitz bi de Klausurtagung ümschaltet", see Kuddel un nehm eerstmal `n
Sluck Beer. "Peer Steinbrück hett Müüs markt. ‚Torüch to de Wörteln, torüch to lütte Lüüd!' Dat is de Richt. De nege soschiale Scheen heet: "Bezahlbare Wohnungen für alle Minderbemittelten."
Walter lachte. "Das ist auch die einzige Möglichkeit für ihn, wieder Punkte aufzuholen. Mit den Themen Eurokrise und Griechenland ist kein Blumentopf zu gewinnen. Außerdem müssen die Wähler seine Forderung vergessen, dass das Monatseinkommen des Kanzlers höher sein muss als das Honorar eines Vortrags von ihm."
"Ja, das könnte klappen!", erwiderte Ralf. "Das ist eine Riesenklientel. Es gibt 24 Millionen Mietwohnungen. Was ist das für ein Wählerpotential!"
"Die erste Hürde ist die Niedersachsen-Wahl!", war Walter überzeugt. "Da werden die Weichen für die Bundestagswahl gestellt! Zünglein an der Waage ist wieder einmal die FDP!"
"Ja, die soll nach der neuesten Umfrage ja nur noch bei zwei Prozent liegen", bestätigte Ralf.
"Keen Wunner!", see Kuddel. "Op`n Dreikönigstreffen hebben se blot Selbstzerfleischung to Schau stellt. De dree ‚Steernsingers' Rösler, Niebel un Brüderle hebben nich den Indruck maakt, dat Stüer rümtorieten."
"Ich habe das auch verfolgt", sagte Walter. "Der Entwicklungsminister Nebel..." Er musste lachen. "Entschuldigt - ich meine natürlich Niebel, verfolgte mit seiner offenen Kritik an Rösler eine neue Entwicklung: Sturz des Vorsitzenden und Selbstkrönung. Brüderle wollte sich selbst Mut zusprechen und wirkte eher wie der Sänger im dunklen Keller. Und Rösler konnte trotz aller Versprechungen wieder nicht "liefern"!"
"Dann wird wohl McAllister trotz guter Werte keine Chance haben gegen den Oberbürgermeister von Hannover mit Ministerpräsident-Ambitionen", meinte Ralf. "Es sei denn durch Zweit-(Leih-) Stimmen von CDU-Wählern für die FDP."
"De hebben den Fehler maakt, Doktor Westerwelle as Vörsitter to verafscheden!", see Kuddel.
"He maakt doch as Buten-Minister en goden Indruck! He hett twoor achtteihn op siene Schohsahl hatt, aver 2009 ümmerhen 14,6 Perzent för de FDP kregen. De Fief-Perzent-Scheed harr he seker in Neddersassen översprungen."
"Das ist hypothetisch!", widersprach Ralf. " Aber seit wann hat Westerwelle denn den Titel?"
"De hett körtens eerst promovobiert." antwortete Kuddel. "Ralf, segg bloot, du weetst dat nich?! Dor hebben welke dat sogor ünnersökt, of he schummelt un vun annern afschreven hett. Aver de hebben nix funnen, kene Spoor vun Bedrug. De Dissertatschion is echt. Sien Thema gung doch dörch all Medien: ‚Spätrömische Dekadenz'!"

 

De Stammtisch ünnersökt de Bundsdag-Wahl

September 2013

Wegen der Wahl hatten sie ihr Treffen vom Sonntagmorgen auf den Dienstagabend gelegt.
Kuddel hatte ein Grienen aufgesetzt und rief: "Dat weer vörgistern en Höög för mi! Endlich is de FDP rutflogen! Charly, dat is mi ne Rund Jägermeisters weert!"
Bevor die kam, prosteten sie einander erst mal mit Bier zu, das er ihnen zuvor serviert hatte.
"Das war ja auch erbärmlich, wie die einst so stolzen Liberalen bei den CDU-Wählern um die Zweitstimme gewinselt haben!" erwiderte Walter.
"Das stimmt!" übernahm Ralf die Analyse, der die FDP zu Genschers Zeiten noch gewählt hatte. "Die hatten doch keine Repräsentanten! Nur einen lavierenden Außenminister, einen großmäuligen Augenarzt, den sie zum Wirtschaftsexperten hochgejubelt haben und der Spitzenkandidat, ein alter Gockel, der sich mehr für junge vollbusige Frauen im Dirndl interessierte!"
Charly, der Wirt, brachte den Kräuterlikör und sie stießen die Gläser aneinander.
"Auf den Pyrrhussieg von Frau Merkel!" sagte Ralf und lachte schadenfroh. "Sie hat sich verschätzt, hat ihre Beliebtheit bis zum Gehtnichtmehr ausgereizt und ausgekostet. Hätte sie dem Koalitionspartner doch nur ein paar Tausend Stimmen gegönnt, müsste sie als triumphale Siegerin jetzt nicht bei der Opposition als Bittstellerin auftreten!"
"De SPD un de Grönen lacht sik ens ins Fuustchen", see Kuddel. "De laten de Kanzlerin eerstmal rösten. Ümsomehr könen se ehr egen Ideen un Wahlverspreken dörchsetten! Aver dat harrn se gar nich nödig: Steinbrück harr man al fröher den Stinkefinger wiesen schölen!"
" Richtig, Kuddel, du hast die Linken aber nicht erwähnt", warf Walter ein.
"De sünd nich to finanzeern! Ehr Slogan weer: ‚Staats Buddeln sammeln dusendunfofftig
Euro Mindstrent'. De mehrst Wählers weern dorüm ‚Hartz-Veerer', Opstocker', ‚Huuslose' un Lüüd, de gar nich arbeiden wullen! De köönt doch nich uns Staat vertreden un inne Regeern kamen!"
"Mann inne Tünn, Kuddel!" rief Walter. Das war der einzige Spruch, den er auf Plattdeutsch kannte. "Was hast du von den Linken und den Wählern für eine schlechte Meinung!"
"Er hat ja nicht ganz unrecht", nahm Ralf ihn in Schutz. "Er hat bloß die ewig Gestrigen, die die Mauer zurückhaben wollen, und die Stalinisten nicht erwähnt."
Charly kam mit dem zweiten Bier und Walter outete sich: "Das geht auf meine
Rechnung. Ich habe auch dazu beigetragen, dass die Linken die Drittstärksten vor den Grünen geworden sind."
Kuddel zog eine Flunsch und sagte enttäuscht: "Dien Beer kannst du di sonstwo hinschütten!"
Danach griente er aber und ergänzte: "Ik nehm dat torüch! Dat gifft ok ornliche Lüüd as du, de blot en beten orientierungslos sünd!" Jetzt lachten sie alle drei, tranken einen großen Schluck von dem frisch gezapften Bier und Kuddel wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund.
"Was ist aber, wenn die gesamte Opposition sich verweigert?" fragte Ralf. "Gibt es dann Neuwahlen?"
"Theoretisch schon", antwortete Walter. "Aber darauf lässt sich die SPD nicht ein. Sie weiß genau, dass die Unions-Wähler die FDP diesmal über die 5%-Hürde bringen würden. Die Grünen sind jetzt zwar zerstritten, würden aber in eine Koalition eintreten. Ihr Absturz kam durch die Pädophilen-Sympathie vor rund dreißig Jahren, die sie selbst aus der Vergangenheit ans aktuelle Tageslicht gebracht haben. Den wöchentlichen Körnertag wird Frau Merkel ihnen gerne zugestehen. Die Energiewende ist längst eingeleitet worden. Mehr Forderungen als zwei bis drei Minister haben sie nicht. Sie wären zahmer, als es die FDP bei 7,4 Prozent gewesen wären!"
Kuddel sä schüddkoppt: "Ik denk, wi kriegen ene nege Republik. De olleren Wählers krüzen denn ut Arger bi de ‚AfD' an, dat is de Kürzel för ‚Aus für Deutschland'. Dat heet ut un End för den Euro un torüch to´n Groschen. Un de jungen, verstöpselten oder verkabelten Lüüd mit ehrn Smartphone, de wählen de Piraten, de doch egentlich na Somalia hören!" He maakt ene kort Poos un reep to´n Wirt: "Charly, ehr dat passeert, bring noch bidde dree Jägermeisters to´n Eurokurs!"

 

     

Der politische Trick

Februar 2014


Pünktlich um elf saßen sie wieder am sonntäglichen Stammtisch.
Kaum hatte Charly das Trio in der Eingangstür erblickt, kam er schon mit den frisch gezapften Bieren.
Kuddel lachte. "Charly, ik glöv, wi sünd diene best Kunnen. Ahn uns weerst du al lang bankrott!"
Ralf und Walter mussten ebenfalls lachen und der Wirt grinste und drohte Kuddel mit der Faust.
Ralf legte das Kartenspiel auf den Tisch und fing an zu mischen. "Ne", protestierte Walter, "dor is so veel passeert, dat möten wi eerst bekakeln!"
"Ja!", Kuddel stimmte zu,"en paar Maanden inne Regeren un al de eerst Krach!"
"Was ist denn schwerwiegender, Geheimnisverrat oder Kinderpornografie?", fragte Ralf provokant.
"Das kann man nicht vergleichen!", meinte Walter. "Der SPD-Abgeordnete Edathy war sicherlich der Auslöser und Hans-Peter Friedrich musste zurücktreten, weil er Gabriel verständigt hatte, um die Koalition nicht zu belasten."
"Der Edathy machte doch einen so guten Eindruck als Vorsitzender!", erwiderte Ralf. "Wie kann so ein intelligenter Mensch sich seine Karriere durch ein paar Nacktfotos von kleinen Jungs versauen?!"
"Dat is en Trick!", sagte Kuddel voller Überzeugung. "De hebben dat al maandenlang wüsst! Nu, wo de Wählers bramstig sünd över de Diäten-Tolaag vun teihn Perzent, kummt dat hoch as ene Sensatschoon! Neegst Week warrt se sik de 830 Euro Tolaag in`n Bundsdag sülven verlöven, un de blööd Wählers hebben dat vergeten!"
"Ja", stimmte Walter zu, "das kann so sein. Politiker sind ja auch Schauspieler!"
"Ich finde die Erhöhung ungerecht und ausverschämt!", sagte Ralf. "Meine Erna hat vierzig Jahre gearbeitet und bekommt gerade mal zehn Euro mehr Rente monatlich, als diese sogenannten Volksvertreter sich an Erhöhung selbst genehmigen!"
"Wi schöölt tosamen enen Protest-Breef an den Bundsdag un an de Rentenversekern schicken. In Tokunft wüllt wi uns Rentenbedrag ok sülven fastsetten. Togliek drauhen wi dormit, to de Nich-Wählers - or noch beter - to de Piraten to mutieren! - So, un nu wüllt wi Skat spelen!"

 

     
     
 

 

 
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